25
Okt

Roger Schaeli und Simon Gietl ganz oben auf dem Arwa Spire

Roger Schaeli und Simon Gietl auf dem Arwa Spire.

Roger Schaeli und Simon Gietl gelingt die freie Begehung der Route «Fior di Vite» am Arwa Spire (6193 Meter). Es ist Freitag, 28. September 2012, kurz nach 15.00 Uhr. Der Wind frischt auf. Eine Wolkendecke bildet sich rings um den ausgesetzten Gipfel. Immer deutlicher spüren die beiden SALEWA-Athleten die Höhe. Ihre Vision ist Wirklichkeit geworden.

Roger Schaeli steigt zum dritten Mal nach 2002 und 2011 diesen mühsamen und steinigen Weg zum Wandfuss der Nordwand hinauf. 2002 gelang Schaeli in einem Dreierteam (Hasler, Harvey, Schaeli) die Erstbesteigung der 800 Meter hohen Nordwand. Für den damals 23-jährigen Schaeli war vieles neu und alles war unbelastet und motivierend.

2011 wollten Roger Schaeli und Simon Gietl ihre Vision vom Freiklettern in die großen Berge des Himalaya übertragen. Ihr Ziel war der Arwa Spire im Garhwal Himalaya. Für beide Profialpinisten eine logische Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten. Sie waren bestens vorbereitet, trainiert und fühlten sich der Herausforderung gewachsen. Nach dem tragischen Unfall von Daniel Ahnen brachen sie die Expedition ab.

Zehn Jahre nach der Erstbegehung befinden sie sich erneut in der kalten Nordwand. Die Seillängen sind anspruchsvoll, sehr unübersichtlich und oftmals schwierig abzusichern. Oft sind Tritte und Griffe mit Schnee besetzt. Ein zermürbender, einsamer Kampf mit kalten Fingern, eisigen Zehen, dem Durstgefühl der großen Höhe und nachlassender Konzentration im anspruchsvollen alpinen Gelände.

Schaeli trägt ein Medaillon bei ihm, das er an der Gipfelschlinge befestigt. Zum Gedenken an Daniel Ahnen, der die Expedition 2011 als Kameramann begleitete. Durch den tragischen Unfall von Daniel wurde diese Zeit zu einer der schwierigsten Zeiten von Schaelis bisherigem Leben. Fünf Tage lang hofften sie und suchten unter großem Risiko in der Gletscherspalte nach ihm. Irgendwann mussten sie die Hoffnung aufgeben und die Tragödie akzeptieren.

Mit sehr viel Geduld und einem kleinen, tollen Team gelang den beiden nun, wovon sie so lange geträumt hatten, die Rückkehr in den Garhwal Himalaya und das Erreichen des Gipfel des Arwa Spire in freier Kletterei. Danke an Frank Kretschmann und Andrea di Donato für die tatkräftige Unterstützung beim Materialtransport und die gute Stimmung. Besonderer Dank an Yuri Kato für die mentale Unterstützung in den vergangenen Monaten. Und Danke auch an Simon Gietl, auf den sich Schaeli immer verlassen kann. (Roger Schaeli/cc/ss)

Expeditionsteam
– Roger Schaeli (Alpinist), Simon Gietl (Alpinist)
– Frank Kretschmann (Kameramann und Fotograf), Andrea di Donato (Bergführer)
– Yuri Kato

Details zur Route
– «Fior di Vite» am Arwa Spire (6193 Meter)
– 800m (90 Grad, M5, 7a)

Bildnachweis: Frank Kretschmann.